🚀 Der Inhalt in 3 Sätzen
- Shenzen ist Modell- und Vorreiterstadt Chinas
- Die Metropole ist das Silicon Valley Chinas. Es hat neben Software- aber auch Hardwareexpertise
- Die Region um Shenzen, die Greater Bay Area wird in den kommenden Jahren zu einer der wichtigsten Wirtschaftsregionen der Welt werden.
🎨 Eindrücke
Das Buch macht mir Lust, selbst nach Shenzen zu reisen. Es klingt wie ein Erfinderparadies: Hardware, Software und Ingenieure – alles an einem Ort.
☘️ Wie das Buch mir geholfen hat
Es hat mir geholfen, China auf den Radar zu kriegen und die Wirschaftswelt Chinas näher zu bringen.
📒 Zusammenfassung und Notizen
Einleitung
Shenzen gilt als das Silicon Valley Chinas – hat aber einen entscheidenden Vorteil: Durch die ortsansässige Industrie ist die Stadt sowohl Entwicklungs- als auch Herstellungsstandort. Die Metropole gilt innerhalb Chinas als Zukuftsprojekt, als Modellstadt der Zukunft – noch mehr als Peking oder Shanghai.
Erstes Kapitel: Der Aufstieg
Shenzen, ehemals eine Ansammlung von Fischerdörfern mit etwa 70.000 Einwohnern, wurde 1980 zu einer der ersten vier Sonderwirtschaftszonen unter Deng Xiaoping. Aufgrund seiner Nähe zu Honkong kam bald internationales Geld in die Region.
Als Vorbild für die Stadt galten Shannon, die irische Sonderwirtschaftszone und Singapur als Inspiration für eine halbfreie Marktwirtschaft mit technokratischen Zügen.
Unter Xiaoping wurden 1982 marktiwirtschaftliche Elemente, z. B. in der Landwirtschaft eingeführt. Nach einem Jahrzehnt klassischer Billigproduktion in der Stadt orientiert sich die Wirtschaft Mitte der 1990er-Jahre neu: Hochtechnologie ist angesagt. Internationale firmen wie Epson und Sony produzieren in Shenzen, eigenen Tech-Konzerne wie Huawei entstehen.
Zweites Kapitel: Masse und Klasse
Dongguan, eine Stadt im Perlflussdelta ist das größte Produktionscluster der Welt. In den Vierteln der Stadt, die jeweils auf eine Sparte spezialisiert sind, findet sich die gesamte Supply Chain, vom Design zum fertigen Produkt wieder.
Mehr und weniger bekannte Marken aus Shenzen, mit Produktion in Dongguan sind BBK (Oppo und Vivo), Huawei und Transsion, die alle Handyhersteller sind.
Aufgrund steigender Lohnkosten schreitet der Umstieg auf Roboterproduktion rasend voran und wird aktiv von der Politik gefördert.
Drittes Kapitel: Gründungsrausch
Shenzen ist ein Schlaraffenland für Gründer. Besonders Hardware ist in großer Auswahl und innerhalb kürzester Zeit zu minimalen Preisen verfügbar und begünstigt so einen schnellen Bau von Prototypen. Diese Verfügbarkeit stößt auf eine Gründerszene mit preisgünstigen Maker-Spaces, Venture Capitalists und Business Angels.
Während die Gründerkultur im Silicon Valley mission-driven ist, ist sie in Shenzen market-driven, es geht hier rein um das Geld. Kopien innerhalb von kürzester Zeit sind keine Seltenheit, jede gute Idee hat duzende Konkurrenten.
Viertes Kapitel: Alle Macht den Algorithmen
In Nanshan, einem Viertel in Shenzen, sind die Softwaregiganten Chinas Zuhause: Das BAT-Trio aus Baidu, Alibaba und Tencent, aber auch unbekanntere Riesen, wie z. B. Ping An.
Tencent, die ab den späten 1990er-Jahren durch den Messengerdienst QQ erfolgreich wurde und mittlerweile besonders im Online-Gaming bereich erflolgreich sind, gehören zu den größten chinesischen Technologieunternehmen. Mit WeChat, das im Jahre 2011 veröffentlicht wurde, wurde Tencent für die Chinesen unverzichtbar. WeChat ist WhatsApp, Facebook, Instagram, Uber, Liferando und PayPal in einem. Als Zahlungsdienst teilt es sich den Thron in chinal mit AliPay vom Konkurrenten Alibaba. Gleichzeitig ist Tencent der größte Kapitalgeber Chinas und weltweit auf Platz 2.
Ping An ist eine Art Versicherer auf Steroiden, der auch Kredite, ärztliche Beratung und Vermögensverwaltung anbietet. Er hat etwa 540 Millionen Nutzer registriert. Gründer Peter Ma sah 1988 die Chance, eine Lebensversicherung nach westlichem Vorbild anzubieten und war damit erfolgreich.
Fünftes Kapitel: Big Brother is catching you
Shenzen hat mit Huawei und ZTE zwei ortsansässige Telekommunikationsanbieter, die mit ihrer 5G-Technologie eine SmartCity ermöglichen. Die Behörden in Shenzen sehen sich selbst als Interessensvertreter von Wirtschaft und Forschung und unterstützen diese mit lokaler Gesetzgebung. Durch Überwachung und KI wird vieles Vereinfacht: Vom Strafzettel für Jaywalking bis zum Behördengang kann alles digital erledigt werden.
Mit dem Drohnenhersteller DJI ist Shenzen zur Nr. 1 in diesem Bereich geworden. Auch an autonomen Autos wird mit hochdruck gearbeitet.
Sechstes Kapitel: Elektromobilität in Shenzen
Shenzen ist Vorreiter im Feld Elektromobilität. Busse und Taxen fahren bereits seit längerem elektrisch, der ÖPNV ist hervorragend. Die nötige Technologie gibt es auch lokal: Mit dem Batterie und Elektroautohersteller BYD ist der globale Marktführer für elektrische Busse direkt vor Ort. Auch in der Luft ist man Mobil: Flugtaxis werden getestet, Pakete per Drohne geliefert.
In Sachen Nachhaltigkeit ist Shenzen auch vorne mit dabei: Sie haben extrem gute Luftwerte und 44% der Stadtfläche ist vor Bebauung geschützt.
Siebtes Kapitel: Hoher Aufwand, hoher Ertrag
Unternehmen in Shenzen sind sehr Forschungslastig: Bei Huawei zum Beispiel sind es rund die Hälfte aller Angestellten. Als Faustregel gilt: Unternehmen machen 90 Prozent der Forschung aus, in Budget, Beschäftigten, Ausgaben und Ergebnisse.
Die Universitätslandschaft ist jedoch auch nicht schlecht. Mit der Southern University of Science and Technology (Sustech) und der Shenzen University (SZU) gibt es dort zwei große Universitäten. Institute von Harvard, Berkeley und Georgia Tech sind dort auch vorzufinden. Mit finanziellen Anreizen versucht die Stadt, die besten Forscher der Welt anzulocken. Die meisten sind chinesische Forscher, die im Ausland forschten und zurückkehren.
Shenzen meldet jährlich mehr internationale Patente an als Frankreich.
Nach Elektronik und Informatik will Shenzen in einem weiteren Feld führend werden: Biotechnologie. Mit He JIankuis kontoversen geneditierten Babys, zeigt sich, dass Shenzen vorne dabei ist.
Ein großes Problem in Shezen ist der Lehrermangel. So gibt es für 80 000 Mittelschüler nur 35 000 Plätze.
Achtes Kapitel: Kunst am Bau
Shenzen will weg vom Image der seelen- und kulturlosen künstlichen Stadt. Seit sie 2009 von der Unesco zur City of Design ernannt wurde siedeln sich zunehmend internationale Architekten und nationale Designer an.
Stadtplanerisch wurde Shenzen in 33 Jahren von einem Kaff zur Metropole. Die Stadt wurde zwar großteils künstlich geplant, wenngleich nicht so autoritär wie andere chinesische Städte. Ein Problem kam dabei auf: Es gibt nicht genug Wohnungen. Die Wohnungspreise sind daher horrend hoch. Die einzige Lösung aufgrund des Platzmangels: In die Höhe bauen.
Im Dafen Village, einem Dorf, das mittlerweile von Shenzen verschluckt wurde, wurden früher 60% aller Ölgemälde weltweit hergestellt. Der Trend entwickelt sich weg von Replikas hin zu eigenkreationen.
Neuntes Kapitel: Wie Shenzen vom Niedergang Hongkongs profitiert
Shenzen hat Hongkong wirtschaftlich Überholt. Auch kulturell und in der Modernität ist es so. Spätestens seit den Unruhen ab 2019 sind Hongkonger gegenüber den Festlandchinesen regelrecht feindselig eingestellt. Diese Festlandchinesen fehlen Honkong jedoch als Urlaubs- und Einkaufsgäste.
Honkong hat mehrere Probleme. Eines ist, dass das Immobiliengeschäft eine Oligopol ist und die Bevölkerung daher mit horrend hohen Mietpreisen zu kämpfen hat.
Mit Qianhai wird zwischen Hongkong und Shenzen eine weitere Sonderwirtschaftszone eingerichtet, die zum Finanzstandort Chinas werden soll.
Shenzen und Hongkong ergänzen sich: Während Hongkong weltklasse Universitäten hat, ergänzt Shenzen den Unternehmergeist und Absatzmarkt für neue Unternehmen.
Zehntes Kapitel: Die Greater Bay Area
Die Greater Bay Area (GBA), ehemals Perlflussdelta genannt ist die Region um Shenzen. Sie umfasst 11 Städte mit rund 70 Millionen Einwohnern, 86 Fortune-500-Unternehmen und etwa 40% aller chinesischen Exporte. Gegenüber anderen Regionen hat sie einen Vorteil: Sie ist Finanz-, Produktions-, Entwicklungs-, und Vermarktungsstandort zugleich.
2019 wurde von der chinesischen Zentralregierung eine Plan zur Entwicklung der GBA bis 2035 vorgelegt. Nach diesem Plan sollen sich einzelne Teile der Region auf spezielle Wirschaftssektorren fokussieren.
Eine wichtige Stadt in der GBA, neben Hongkong, Shenzen und Macau ist Guangzhou – in Deutschlang unter dem Namen Kanton bekannt. Bis 2035 soll Guangzhou zu einer 20-Millionen-Menschen-Metropole werden. Die Stadt ist mittlerweile zu einem erfolgreichen KI-Standort geworden.
Eine weite relavante Stadt ist Macau. Reich geworden durch seine Casinos ist es das Las Vegas chinas – auch wenn es sein amerikanisches Pendant bei den Umsatzzahlen bereits schlägt. 80% der städtischen Steuereinnahmen kommen vom Glücksspiel.
Alle 11 Städte werden mit Hochgeschwindigkeitszügen verbunden und sollen innerhalb von einer Stunde erreichbar sein.
Schluss
Auch wenn das Modell Shenzen nicht direkt auf alle Städte anwendbar ist, so kann es doch in einzelnen Aspekten als Vorbild dienen. Entwicklungsländer sehen ein Beispiel, wie eine Stadt vom Fischerdorf zur Metropole werden kann, wie man aus der Werkbank der Welt ein High-Tech-Cluster entstehen lässt. Und entwickelte Länder sehen, wie innovative Förderung der Wirtschaft aussehen kann.
Auch geopolitisch ist die GBA interessant: Hier zeichnen sich Trends, denen der Rest Chinas später folgen wird ab, da die Gegend Testlabor des Landes ist.